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Vrindavan – wo die Götter tanzen

 

Angekommen in Vrindavan, lässt uns Brigitte Wehrmann erneut an der India Bhakti Yatra Reise und den Erlebnissen vor Ort teilhaben. Wenn ihr Euch neben den tollen Reiseberichten von Brigitte, auch anhand von Bildern einen Eindruck verschaffen wollt, so folgt uns auf Facebook und der India Bhakti Yatra Gruppe für visuelle Eindrücke der geschichtsträchtigen Reise. Viel Vergnügen mit diesem Artikel!

 

In der Bbhavagad Gita - einer der zentralen Schriften des Hinduismus - gibt sich Krishna vor Beginn eines großen Krieges dem Fürsten Arjuna als sein göttliches Selbst zu erkennen. Unter Krishnas Anleitung löst sich Arjuna allmählich von seinen persönlichen Konzepten und es gelingt ihm, das Göttliche in sich zu erkennen und zu verwirklichen.

Die Essenz “Gita” – diesem spirituellem, in Versform verfassten Gesang – findet sich für mich auch in dem populären Hare Krishna Mantra, das den Soundtrack für die Stadt liefert, in der wir gerade angekommen sind: Vrindavan.

 

In dem damals noch bewaldeten Ort wuchs Krishna einst als Kuhhirte auf. Heute ist Vrindavan eine schnell wachsende, hyperaktive Stadt mit unzähligen Tempeln und dreisten Affen, die einem ungeniert Sonnenbrillen, Handys und Einkaufsbeutel direkt aus der Hand klauen, samt dem dazugehörigen Wechselgeld. “Hare Krishna” ist hier die gängige Begrüßungsanrede, mit der einem alle, vom Hotelpersonal bis hin zum Bettler, willkommen heißen.

 

 

“Hare Krishna” kann man auch als Graffiti an den Hauswänden und Mauern lesen. Und natürlich wird das Mahamantra – das große Mantra – auch in den Tempeln der Stadt immer wieder rezitiert. Selbst nachts in meinem Hotelbett höre ich es, denn einige Tempel halten Rund-um-die-Uhr-Kirtags ab. Den Wortlaut des Mantra kennt hier jeder. Besonders Begriffsstutzige, beispielsweiße gejetlagte Urlauber, können den Text auch im Iskcon-Tempel nachlesen – wo er sowohl in Devanagari als auch in lateinischer Schrift auf großformatige Wandtafeln gedruckt ist:

 

“Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare, Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare”

 

Shri Prabhupadas Statue

 

Im Iskcon Tempel, von Einheimischen auch “Foreigner’s Tempel” genannt, treffen wir, wen wundert es, vergleichsweise viele Touristen. Der Tempel wurde 1975 von dem mittlerweile verstorbenen Shri Prabhupada ins Leben gerufen, Gründer der “Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein” (ISKCON). Die Tempelstatue zeigt einen zierlichen, älteren Geistlichen in orangenem Gewand und brauner Wollmütze.

 

Die Statue wirkt so lebensecht, dass ich beim ersten Betrachten tatsächlich glaube, eine lebendige Person sitze dort auf dem kleinen Podest. Vor ihm auf dem Teppich hocken seine meist westlichen Anhänger versunken in Meditation, Gebete und Mantra-Rezitation.

 

Die Anhänger sind sehr lebendig und wer weiß, vielleicht ist es Shri Prabhupada in ihren Augen ja auch.

 

Tanzende Götter

 

Sehr wenige Fremde treffen wir hingegen im Shri Radha Raman Tempel, dem ältesten Tempel von Vrindavan, welcher Krishna und seiner weiblichen Seelenverwandten Radha gewidmet ist. Sanft werden die beiden Gottheiten morgens von den Tempeldienern geweckt, gewaschen und angezogen.

 

Nach der Frühstückszeit ist es Zeit für Krishna nach den Kühen zu sehen. Dafür wird er noch einmal umgezogen. Mittags trifft er sich wieder mit Radha um Mittag zu essen und anschließend seine Siesta zu machen. Später werden die beiden für den Abend gebadet, parfümiert und angezogen. So geht es weiter bis zur Schlafenszeit. Jeden Tag werden die beiden Gottheiten rituell durch den Tag begleitet. Dabei werden sie achtmal umgezogen und jedesmal in einer anderen Farbe gekleidet.

 

Tempeltanz

 

Als wir den Tempel betreten, erstrahlen die beiden Gottheiten gerade in grasgrüner, goldbestickter Seide. Der Aufbau des Altars ähnelt dem einer europäischen Theaterbühne. Jetzt schließt ein Tempeldiener die goldene Tür zum Altar. Unten beginnt Vish zu trommeln und die ersten, meist männlichen Besucher beginnen zu tanzen. “Hare Krishna, Hare Krishna”. Der Rhythmus steigert sich. Immer mehr beginnen zu tanzen. Nach einer Weile wird die Altartür geöffnet und die Tänzer jubeln den Gottheiten ekstatisch zu, die jetzt rosa gekleidet sind. Der Tanz wird wilder, einige springen hoch, warfen Dinge in die Luft. “Hare Krishna, Hare Krishna”.

“Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde”, hat Friedrich Nitzsche seinen Erzähler in “Also sprach Zarathustra” sagen lassen. Ein Abend im Shri Radha Raman Tempel hätte ihn vielleicht überzeugt.

 

Vrindavan – gemeinsam lernen und lehren

Die geheime Hochzeit

Am nächsten Tag sind wir zu einer Hochzeit eingeladen. Es ist keine gewöhnliche Hochzeit, welche wir feiern, sondern die geheime Vermählung von Krishna und Radha, die ja offiziell niemals ein Paar waren.

 

Wir fahren raus aus Vrandavan und hinein nach Bhandirvan, einer Ortschaft, rund eine Autostunde entfernt. Wir sind die ersten Gäste. Der mit Blumen und bunten Bändern geschmückte Altar von Krishna und Radha befindet sich geschützt unter der riesigen Baumkrone eines alten Baumes.

Krishna und Radha, ihre Verbindung ist Ausdruck der vollkommenen Verwirklichung des Göttlichen, die nur entstehen kann, wenn sich die männliche und weibliche Energie in vollkommender Harmonie mittig trifft.

 

Jetzt kommen auch die anderen Gäste. Ein roter Traktor rollt heran. Hinten hockt der Sänger, ein älterer Herr mit Mikrophon, der das Hare Krishna Mantra singt, begleitet von einem Trommler, welcher die Prozession der Hochzeitsgäste anführt, darunter viele Frauen in bunten Saris, die Geschenke auf dem Kopf tragen.

 

Auch wir folgen der Prozession. Nach Abgabe der Geschenke tanzen wir, so wie es sich für eine Hochzeitsfeier gehört.

 

Was für eine wunderbar freudvolle Hommage an die unvergängliche, göttliche Liebe.

 

 

Lichter für Yamuna

 

Wir beschliessen den Tag mit einer Bootsfahrt auf der Yamuna, die direkt an Vrindavan vorbeifließt, zu verbringen. Die Yamuna ist der wichtigste Nebenfluss des Ganges. Die Flussgöttin Yami wird als Schwester von Yama, dem Gott des Todes und als Tochter des Sonnengottes Surya, angesehen.

 

Um Yami günstig zu stimmen – sie führt von Jahr zu Jahr weniger Wasser – darf jeder von uns , aus dem Boot heraus, zehn aus Blättern geformte Schälchen mit einem kleinen Licht ins Wasser setzen. Bei jedem Aussetzen sollen wir an eine bestimmte Person denken und dabei einen Wunsch für sie äußern. Ist die Yamuna uns günstig gesinnt, geht dieser Wunsch in Erfüllung.

 

Vorsichtig setze ich also die Schälchen ins Wasser und konzentriere mich. Inzwischen ist es dunkel geworden. Die zweihundert kleinen Schälchen ziehen als geheimnisvoll flackernder Lichtteppich flussaufwärts. Irgendwann werden die Kerzen ausgehen und Yama wird entscheiden, ob sie uns erhören möchte oder nicht.

 

Unter anderem habe ich mir gewünscht, dass die Yamuna bald wieder mehr Wasser führt…

 

 

… to be continued.

 

Für weitere Eindrücke zu unserem India Bhakti Yatra, besucht unbedingt auch die anderen Berichte Teil 1 und Teil 2 von Brigitte. Mehr Einblick, geht nicht :).

 

Love.

 

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