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Der letzte Stop ist Rishikesh

 

Rishikesh ist der letzte Stop auf unserer India Bhakti Yatra Reise.

 

Hier wird es besonders emotional und der bevorstehende Abschied schmerzt ein wenig. In diesem letzten Reisebericht von Brigitte Wehrmann dreht es sich um die "Weltstadt des Yoga", Erlebnisse und das Wiedersehen.

 

 

Next Stop Rishikesh

 

Durchgerüttelt von einer achtstündigen, nächtlichen Busfahrt erreichen wir am frühen Morgen Rishikesh, den am Fuße des Himalaya gelegenen Treffpunkt der internationalen Yogaszene. Hier gibt es die großen Ashrams wie den Sivananda-Ashram, wo Swami Sivananda über 40 Jahre gelebt hat, den Anand Prakash Ashram, den Krya Yoga Ashram, um nur einige von ihnen zu nennen.

 

Busfahrt durch Rishikesh

 

An den Häuserwänden hängen Plakate die auf Angebote zu Yogaworkshops, Teacher Trainings oder Healing Seminare aufmerksam machen. Es gibt Yoga Guesthouses, Yoga Hostels und natürlich die typischen indischen Straßenläden, in denen man kaufen kann, was das Yogaherz begehrt: Malas, Yogamatten-Taschen, Haremshosen, Krishna-T-Shirts, OM-Stempel u.v.m.

 

Erstmals auf der Reise gibt es in unserem Hotel auch eine Yogashala, ausgestattet mit Matten und Polstern. Statt auf kalten Steinfliesen üben wir auf einem grünen Filzteppich. Hinzu kommt ein gigantischer Blick auf den Ganges, welcher mitten durch Rishikesh fließt und heir noch kristallklares, grünes und sauberes Wasser führt, was einige aus der Gruppe zum Schwimmen animiert.

 

“Ob ich in meinem Leben jemals wieder Asanas mit Blick auf den Ganges üben werde?” überlege ich, während ich meine -nach der langen Busfahrt steifen Glieder – mühsam in den nach unten schauenden Hund ausstrecke. Die Gruppe ist an diesem Abend merklich zusammengeschrumpft – die Schlaglöcher der indischen Straßen fordern ihren Tribut. “Wir haben schließlich zwei Tage kein Yoga geübt”, entschuldigt eine Teilnehmerin ihre Müdigkeit. Doch Petros lässt das nicht gelten. “Wir haben zwei Tage keine Asana geübt”, korrigiert er. “Yoga machen wir jedoch die ganze Zeit über.

 

Yoga everywhere and always

 

Die Suche nach Einheit, der Auflösung gewohnter Konzepte – wird auf dieser Reise eigentlich immer praktiziert, auch bei gemeinsamen Mahlzeiten im Hotelrestaurant, beim Chillen am Ganges-Strand, ja selbst beim Shoppen von stylischen Yogaklamotten. Mit der richtigen Einstellung ist alles Göttlich. Selbst das, was wir gemeinhin als Trivial empfinden.

 

Das gilt ebenfalls für die Asanapraxis, die, rein physisch betrachtet, auch ein Übungsleiter-Programm von gymondo sein könnte. Wäre da nicht der Atem, der die gymnastische Übung in Yoga verwandelt und so den Körper schlussendlich auf die Meditation vorbereitet.

 

Rishikesh wird gerockt

 

Wer einmal eine Kirtan Performance mit ihren ekstatischen Call-and-response-Darbietungen erlebt hat, der wird sicher die Ähnlichkeit mit einem Rock-Konzert bemerkt haben.

 

Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied. “In der Rockmusik wird die Person auf der Bühne bewundert”, erklärt Visvambhar. “Im Kirtan geht es um das Göttliche. Der Musiker ist nur der Vermittler.” Diese Aussage stellt er am vorletzten Abend direkt unter Beweis. Gemeinsam mit Petros, Justin, einem Musiker aus unserer Reisegruppe und dem Kirtansänger Tirana performt er in Rishikesh im Anand Prakash Ashram. Wie schon so oft bringen die Musiker den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal in kurzer Zeit zum Kochen. Es wird laut gesungen, geklatscht und getanzt. 

 

Yogrishi, Gründer und Trainingsleiter des Ashrams, streut bunte Blumen über die Musiker und bläst bei einigen Songs begleitend auf einem weißen Muschelhorn. So etwas erlebt man mit Sicherheit auf keinem Rockkonzert dieser Welt.

 

Gesang und Tanz in Rishikesh

Gesang und Tanz in Rishikesh

Farbenfrohes Indien

Farbenfrohes Indien

 

Der letzte Tag

 

Dann ist er leider da: der letzte Tag unserer Reise. Petros schlägt vor, gemeinsam einen Farewell-Spaziergang zu machen. Dabei sollen wir schweigen und möglichst nicht fotografieren. Mit zwei kleinen Bussen fahren wir hoch in die Berge zum Janjapuri Tempel, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den Himalaya hat. Dann steigen wir hinunter und betreten schweigend dieses eine besondere, kleine Tal. Weder Plastik noch Müll liegen auf den Wegen.

 

Die meisten Bauernhäuser sind türkis gestrichen. Hunde und Ziegen laufen frei herum, während Kühe angebunden sind. Ihr Muhen hallt von den Bergwänden wider wie ein gewaltiger Donner. Kinder in dunkelblauer Schulkleidung kommen uns entgegen. Die Mädchen tragen rote und weiße Schleifen im Haar und begrüßen uns auf Englisch.

 

Schweigend gehen wir durch die sehr gepflegten Weizenfelder, vorbei an Bananenstauden und etlichen, mir unbekannten Baum- und Pflanzenarten. Vögel zwitschern. Es fällt mir schwer, dieses Idyll nicht zu fotografieren. Hinter einer Anhöhe entdecke ich einen schmalen Pfad, der mitten durch einen Wald führt. Seine dichten Laubkronen erstrecken sich bis zu den Bergen am Horizont. 

 

Die Kakteenbäume gefallen mir besonders. Sind sie doch viel größer als diejenigen, welche ich bislang gesehen habe. Ich gehe weiter in den Wald hinein. Erst vorsichtig, dann mit mehr Vertrauen. Plötzlich blicken mich zwei Augen neugierig und ein wenig ängstlich an. Er hockt auf einer Baumkrone. Ein weißer, ziemlich großer Affe. Vielleicht ein Langure? Languren gelten in Indien als Inkarnation des Affengottes Hanuman und sind deswegen heilig.

 

Ich schaue ihn ebenfalls an, einige Sekunden vielleicht. Plötzlich dreht sich der Affe weg, schwingt sich auf den Ast des Nachbarbaums und ist verschwunden.

 

 

Die Tempel Indiens India Bhakti Yatra 2018

Die Tempel Indiens India Bhakti Yatra 2018

Erkenntnis des India Bhakti Yatra

 

Später bringt und der Bus zurück nach Rishikesh. Ein letztes gemeinsames Abendessen. Dann der vermeidliche Abschied von der Gruppe, von Rishikesh und von Indien. Ich bin traurig und glücklich zugleich. Was waren das doch für zwei schöne Wochen, inspirierend und herausfordernd.

 

Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, die alle genau aus dem gleichen Grund hierher gereist sind wie ich: nämlich um tiefer ins Yoga einzutauchen.

 

We share the same dream.

 

Doch Yoga ist Komplex. Es ist eine Lebenseinstellung, die den, der sich darauf einlässt, nicht so einfach wieder loslässt. Wer einmal anfängt Yoga zu üben, der hört so schnell nicht mehr damit auf. Ich nehme mir fest vor noch auf viele Yoga-Retreats zu reisen.

 

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